Blick ins Margräflerland

Modellprojekt Biotopverbund Markgräflerland (MOBIL)

Das Markgräflerland (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Lörrach) war von 2016 bis 2020 Projektgebiet von MOBIL (MOdellregion BIotopverbund MarkgräflerLand), ein Modellprojekt zur beispielhaften Umsetzung des landesweiten Biotopverbunds (2014) und des Generalwildwegeplans auf regionaler Ebene, welches sich von Lörrach/Weil am Rhein bis nach Breisach erstreckte. Das Markgräflerland ist Drehkreuz für den Biotopverbund.

Biotope sind Lebensräume wildlebender Tiere und Pflanzen. Da diese durch vielfältige Formen der Zerschneidung (Siedlungen, Straßen, Eisenbahnanlagen, usw.) wie Inseln in der Landschaft liegen, soll der Biotopverbund die Verbindung zwischen den „Inseln“ herstellen und so die dauerhafte Sicherung der Populationen dieser Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstätten gewährleisten. In der Modellregion wurden Wege aufgezeigt, um diesen Biotopverbund zu stärken und die zerschneidenden Wirkungen zu minimieren.

 

Kontakt

Referat für Naturschutz und Landschaftspflege

Biotopverbund

Martina Ossendorf
0761 208-4228
Martina.ossendorf@rpf.bwl.de

Kreisreferent Breisgau-Hochschwarzwald

Gabriel Rösch
0761 208-4148
Gabriel.roesch@rpf.bwl.de

Kreisreferent Lörrach

Bernd Künemund
0761 208-4224
Bernd.kuenemund@rpf.bwl.de

Maßnahmen in vier Handlungsfeldern

Das MOBIL-Projekt hat vorhandene landesweite und regionale Planungen harmonisiert sowie Maßnahmen konkretisiert und umgesetzt. Durch die zahlreichen Maßnahmen wurde nicht nur ein naturschutzfachlicher Mehrwert, sondern auch ein Mehrwert für die Akteure und die Region geschaffen.

Das Projekt wurde in vier Handlungsfelder unterteilt, in denen die einzelnen Maßnahmen, die auf dieser Internetseite vorgestellt werden, durchgeführt wurden. Ausführliche Informationen erhalten Interessierte auch im Abschlussbericht.

Weitere Informationen

Druckexemplare der kostenfreien Broschüren sind erhältlich beim Referat für Naturschutz und Landschaftspflege. Hier kann ebenso die Wanderausstellung ausgeliehen werden.

Wanderausstellung zum Modellprojekt

Lebensraumkorridor für trockenwarme Standorte stärken zwischen der Trockenaue bei Hartheim und dem Tuniberg

In diesem besonderen Lebensraumkorridor für trockenwarme Standorte befinden sich naturschutzfachlich hochwertige und wertvolle Magerrasen, Flachland-Mähwiesen, Baumbestände sowie Graben- und Dammböschungen. Für Offenland-Arten wie Schlingnatter, Westliche Smaragdeidechse, Blaukernauge, Großer Waldportier und Weißer Waldportier sollen diese Korridore durch entsprechende Maßnahmen gestärkt und funktional miteinander verbunden werden.

Smaragdeidechse als Leitart. Foto: Regierungspräsidium Freiburg

Entwicklungsziele und Maßnahmen für diesen Korridor sind vor allem

  • der Erhalt und die Ausweitung extensiver Wiesenflächen, auch Streuobstwiesen, insbesondere auf Gemarkung Hartheim, ergänzt durch produktionsintegrierte Maßnahmen wie mehrjährige Blühstreifen und Schwarzbrachen.
  • Saumstrukturen, Altgrasstreifen und Anlage von Zusatzstrukturen für Zauneidechsen (die Hauptnahrung der Schlingnattern); Steinhaufen, Sandlinsen, Gebüsche sowie artenreiche trockenwarme Säume sind hierbei essentielle Habitatrequisiten.
  • Der Erhalt und Optimierung des Grabensystems, das viele Verbindungen zwischen den Biotopelementen schafft

Trittsteine im Wildtierkorridor geschaffen

Um die Ausbreitung der Wildkatze von den rheinbegleitenden Wäldern in Richtung Schwarzwald langfristig zu fördern, wurden die Wanderstrecken eruiert und ermittelt sowie „Trittsteine“ mit Deckungsstrukturen für die Wildkatze, die Haselmaus und als Leitstruktur für Fledermäuse innerhalb dieser Korridore geschaffen. Diese erfolgten in Form von Gehölzpflanzungen und -pflege sowie entsprechender Saumstrukturen, Etablierung und Aufwertung von artenreichen Wiesen, Optimierung der Gewässerrandstreifen und Beratung entsprechender Kommunen, Vorhabensträgern und Privatpersonen.

Etablierung von Trüffelbiotopen

Sollen Waldflächen durch einen Lebensraumkorridor verbunden werden, fehlen in der dazwischenliegenden intensiv bewirtschafteten Feldflur oft die Gehölzstrukturen. Waldgebundene Tierarten wie die Wildkatze oder die Haselmaus benötigen aber zumindest „Trittsteine“ in Form von Gehölzinseln mit guter Deckung. Um die Landwirte und Flächeneigentümer auch durch die Schaffung eines Mehrwertes einzubinden und zur Pflanzung von Gehölzen zu begeistern, wurden u.a. nutzbare Trüffelbiotope als Feldhecken oder -gehölze mit Saumstrukturen angelegt. Viele Böden im Markgräflerland eignen sich zum Anbau der besonders geschützten Burgundertrüffel (Tuber aestivum). Die Ernte von Trüffeln ist eine Nebennutzung, die hinter den Naturschutzzielen zurücksteht, aber der Akzeptanz der Biotope dienen soll. Entsprechende, erforderliche Kriterien zur Anlage von Trüffelbiotopen wurden im MOBIL-Projekt entwickelt.

Burgunder Trüffel. Foto: Dr. Ulrich Stobbe

Gelände der Landesgartenschau 2022 aufwerten

Das Landesgartenschau-Geländein Neuenburg am Rhein soll auch über das Durchführungsjahr hinaus durch Verbundstrukturen dem Biotopverbund in der Trockenaue dienen und diesen stärken. Aufgrund der Lage in der Trockenaue, flankiert von FFH- und Vogelschutzgebieten kommen hier viele verschiedene Tiergruppen, wie die Fledermausarten Großes Mausohr und Wimperfledermaus sowie die Wildkatze vor. Durch entsprechende Beratung der LGS-Verantwortlichen und der Stadt Neuenburg am Rhein als MOBIL-Projektpartner wurden Verbundelemente wie Hecken und Gebüsche sowie begleitende Staudensäume durch Pflanzungen vorgesehen und dadurch die Vernetzung der Natura 2000-Gebiete verbessert. Als beispielgebendes und anwendungsorientiertes Element wurden eine Demonstrationspflanzung eines Trüffelbiotops in Form von Gehölzen realisiert, deren Bäume und Sträucher mit Trüffelsporen geimpft sind.

Luftaufnahme des Landesgartenschau-Geländes
Fotos: Orthophoto Drohnenbefliegung - WWL Umweltplanung und Geinformatik GbR Bad Krozingen / Landesgartenschau 2020 Neuenburg am Rhein GmbH; geskes.hack Landschaftsarchitekten.

Minimierung der Zerschneidungswirkungen

Zerschneidungswirkungen durch bestehende und geplante Siedlungs- und Gewerbeflächen, Verkehrsachsen (A 5, B 31, Bahnlinie), intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen und Infrastukturvorhaben (insbesondere Rheintalbahn, geplantes drittes und viertes Gleis) in der Region sollen minimiert werden. Hier erfolgten intensive Beratungen und Vorschläge an den Vorhabensträger zur Verlegung und Optimierung der Landschaftsbrücke an Eschbach/Sulzbach sowie der Einrichtung eines Lebensraumkorridors über diese Landschaftsbrücke sowie der Ausgestaltung des gesamten Biotopverbundkorridors am Eschbach.

Luftaufnahme des Gebiets
Foto: AfKIS/ Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden Württemberg.

Wildkatze - Zielart für den Biotopverbund

Die Wildkatze bevorzugt große zusammenhängende, unzerschnittene und strukturreiche Wälder. Bei ihren Wanderungen und Streifzügen ist sie auf ausreichend Deckung angewiesen. So werden im Offenland ausgeräumte Ackerfluren mit wenigen Randstrukturen oder siedlungsnahe Bereiche gemieden. In zerschnittenen Landschaften ist die Wildkatze auf eine Vernetzung von Waldlebensräumen angewiesen. Zwischen benachbarten Waldrändern müssen genügend „Trittsteine“ oder lineare Leitstrukturen, wie z.B. Hecken, Sträucher, Feldgehölze, Gräben und Gewässersäume vorhanden sein, um Wanderungen, Austausch und Ausbreitung zu ermöglichen.

Die Ansprüche an Ausstattung, Größe und Vernetzung ihres Lebensraumes machen die Wildkatze zu einer geeigneten Zielart für den Wald-Biotopverbund.

Da der Verlust an Lebensräumen und die Gefährdung durch den Straßenverkehr die größten Gefahren darstellen, gilt es durch Wiedervernetzungsmaßnahmen wichtige Lebensräume miteinander zu verbinden und zu erhalten.

  
Foto: Wildkatzenverbreitung im Projektgebiet. Foto: ATKIS/Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung.

Bis 1912 galt die Wildkatze in Baden-Württemberg als ausgerottet. In den Jahren 2006/2007 konnte ihr Vorkommen am Kaiserstuhl wieder bestätigt werden. Von Ende Dezember 2015 bis Ende März 2016 wurde im Rahmen des MOBIL-Projekts eine flächendeckende Erfassung von Wildkatzennachweisen mit Hilfe der Lockstockmethode von der FVA durchgeführt. Die dabei erzielten, zahlreichen Funde in der Vorbergzone bestätigen die Ausbreitungstendenz der Wildkatze in Richtung Südschwarzwald.

Informationen zu Handlungsempfehlungen zum Schutz der Wildkatze für die Bereiche Jagd, Tierschutz, Verbund und Waldwirtschaft

Trittsteine im Wildtierkorridor geschaffen

Um die Ausbreitung der Wildkatze von den rheinbegleitenden Wäldern in Richtung Schwarzwald langfristig zu fördern, wurden „Trittsteine“ mit Deckungsstrukturen für die Wildkatze, die Haselmaus und als Leitstruktur für Fledermäuse geschaffen. Durch Schaffung bzw. Pflege entsprechender Feldhecken oder - gehölze mit Saumstrukturen sowie Hochstaudenfluren wurden wichtige Waldflächen und auch isolierte Wälder miteinander verbunden.

Eine Wildkatze an einem Lockstock. Foto: Klaus Echle

Wildunfallschwerpunkte entschärfen

Wildtiere haben tages- und jahreszeitlich unterschiedliche Anforderungen an ihren Lebensraum und sind dabei auf eine großräumige Raumnutzung angewiesen. Somit sind insb. Straßen Barrieren für die Wanderungen der Wildtiere. Während der Projektlaufzeit wurden Hauptwildwechsel und Wildunfallschwerpunkte mit Unterstützung der Jagdausübungsberechtigten im Untersuchungsgebiet identifiziert, um entsprechende Maßnahmen wie zum Beispiel eine Geschwindigkeitsreduzierung durch elektrische Wildwarnanlagen oder eine regelmäßige Pflege der zum Fahrbahnrand angrenzenden Vegetation zu entwickeln und umzusetzen.

Um Wildunfallschwerpunkte fortlaufend durch entsprechende Maßnahmen zu reduzieren, sind aktuelle Daten dazu unumgänglich. Auf www.tierfund-kataster.de können deshalb von Bürgerinnen und Bürgern entsprechende Wildunfälle eingetragen werden.

Wildwechselwarnanlage. Foto: FVA, Strein

Biotopverbund im Wald stärken

Wichtige Waldflächen und auch isolierte Wälder sollen miteinander verbunden werden. Dabei dient vor allem der Generalwildwegeplan als Orientierung. Auf diesen Korridoren sollen u.a. höhere Anteile an Lichtbaumarten und lichte Waldbiotope gefördert, die Baumartenzusammensetzung erhöht und durch die Anreicherung des Alt- und Totholzanteils neue Lebensräume für zahlreiche, oftmals gefährdete Arten geschaffen werden. Für den Ausbau des Biotopverbunds im Wald wäre es sinnvoll, wenn Gemeinden insbesondere das Ökokonto und Maßnahmen zum forstrechtlichen Ausgleich an den regionalen Korridoren und dem Generalwildwegplan orientieren würden. Diese könnten den Verbund der Tier- und Pflanzenwelt im Markgräflerland unterstützen und einen Beitrag zur Bewältigung der Klimawandelfolgen leisten.

Vielfältige, lichte Waldstrukturen mit einem hohen Totholzanteil bieten nicht nur Wildkatzen, sondern auch anderen, schützenswerten Tier- und Pflanzenarten wichtige Lebensräume. Foto: Henriette Tripke / FVA

Streuobstbestände erhalten

Im Markgräflerland stehen schöne, aber überalterte Streuobstbestände. Diese sind Biotope höchster Artenvielfalt und bieten neben Vögeln und Fledermäusen auch zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum. Schöne Beispiele von großflächigen, artenreichen Streuobstwiesen können am Tülllinger Berg oder im Naturschutzgebiet „Berghauser Matten“ bei Ebringen betrachtet werden. Ein naturschutzorientierter Pflegeschnitt kann die Statik des Baumes wiederherstellen und das Leben um ca. zehn Jahre verlängern. MOBIL hat LOGL-Fachwarte für Obst und Garten mit einem fachlichen Schwerpunkt Streuobst ausgebildet (Fachwartvereinigung Markgräflerland e.V.; Fachwarte des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft). Zudem wurden in zahlreichen Gebieten wie am Brunnengraben oder im Naturschutzgebiet „Berghauser Matten“ neue Streuobstbäume mit alten Sorten gepflanzt und gepflegt.


Mehrere Personen bei der Fachwarte

Pflegeeinsatz der Fachwartvereinigung Markgräflerland e.V. Fotos: Andreas Breisinger

Vielfalt am Tüllinger Berg erhalten

An den Hängen des Tüllinger Berges (bei Weil am Rhein, Lörrach, Binzen) kommen mehrere regional seltene Vogelarten vor, darunter der Wendehals, die Zaunammer und der Gartenrotschwanz vor. Das Miteinander und die vielen Akteure im Streuobst, Weinbau und den Kleingärten schaffen den hohen Artenreichtum am Tüllinger Berg.

Das Trinationale Umweltzentrum (TRUZ) hat im Rahmen des Projektes MOBIL den Zustand der Streuobstwiesen erfassen lassen und entsprechenden flurstücksgenauen Handlungs- und Pflegebedarf abgeleitet. Im Vordergrund der Maßnahmen stand die Erhaltung wertvoller Habitatbäume durch entsprechenden Schnitt, die Nachpflanzung entsprechender Bäume sowie die Pflege aufgelassener oder verbrachter Flurstücke. Im Laufe des MOBIL-Projekts wurden 322 Obstbäume geschnitten, 62 Bäume nachgepflanzt und Maßnahmen sowie Beratungen zur Wiederaufnahme der Bewirtschaftung einzelner Flächen durchgeführt.

Naturnahe Gärten schaffen, erhalten und pflegen

Am Tüllinger Berg existieren zahlreiche Kleingartenbereiche im Außenbereich. Die Gartennutzung am Tüllinger Berg soll und darf nicht auf Kosten von Streuobstwiesen, Weingärten und Weiden ausgeweitet werden. Bestehende Gärten sollen naturnah umgestaltet werden. Mit der Publikation des Faltblattes „Gärten am Tüllinger Berg – wenn, dann naturnah!“ (Link bzw. Verknüpfung zum Download einfügen) wurden Anregungen für eine naturnahe Gartengestaltung gegeben. Gleichzeitig soll darauf aufmerksam gemacht werden, in welch besonderem Naturraum sich ein Garten am Tüllinger Berg befindet. Ein Naturgartenwettbewerb hat das Netzwerk der Naturgärtner am Tüllinger Berg ins Rollen gebracht. Das TRUZ versteht sich dabei als Netzwerker und Vermittler der Interessen des Naturraums und steht jederzeit beratend zur Verfügung.

Naturnahe Gärten können ein Hotspot der Artenvielfalt darstellen. Foto: TRUZ

Bau und Aufhängen von Nistkästen

Der NABU Nördliches Markgräflerland hat als MOBIL-Projektpartner in den Streuobstwiesen und in den Weinbergen Lebensräume für gefährdete Vogel- und Fledermausarten optimiert oder neu geschaffen. Für einen erfolgreichen Fortbestand sind geeignete Brutmöglichkeiten erforderlich. Bei Veranstaltungen zum Bau von Nisthilfen für Steinkauz, Wiedehopf und Co. halfen etliche Naturschutzinteressierte tatkräftig mit. An mehreren Samstagen wurden von dutzenden Personen über 100 Nisthilfen hergestellt. Viele der Nisthilfen-Zimmerer stellten diese auf ihren eigenen Streuobstflächen und Naturgärten für den Artenschutz bereit. Zum Ende des MOBIL-Projektes zeigen die Ergebnisse vor allem im Vogelschutz erste Erfolge. Beispielhaft sei hier die Lebensraumverbesserung für den Steinkauz genannt. Durch die Pflege von Streuobstwiesen, das Schaffen neuer Brutplätze und die Nistkastenbetreuung stiegen die Brutbestände dieser Eulenart in den letzten Jahren erfreulicherweise wieder an. Auch eine deutliche Arealerweiterung innerhalb des nördlichen Markgräflerlandes konnte festgestellt werden.

Durch die Einbindung und die Qualifikation von neu gewonnen Akteuren in das Projekt konnte das ehrenamtliche Engagement entscheidend gestärkt und nachhaltig gesichert werden. Ein stabiles Fundament für den Artenschutz im Bereich der Kulturlandschaften des Projektgebietes Markgräflerland ist damit gelegt.

Etablierung von „Ökotürmen“

Ausgediente Trafotürme in den Gemeinden Buggingen und Ehrenkirchen-Norsingen wurden zu Ökotürmen mit Wohnmöglichkeiten für Vogelarten wie Mauersegler, Schwalben, Wendehals, Meisen und Gartenrotschwanz sowie für Fledermäuse und Wildbienen umgewandelt.

Umnutzung zu "Ökotürmen". Foto: Christoph Hercher

Wanderschäferei – Schafe als Taxi

Die Samen von Pflanzen, vor allem solche mit Stacheln oder Widerhaken wie z.B. Kletten, und kleine Tiere wie Heuschrecken, Käfer und Spinnen oder manchmal auch junge Eidechsen werden in der Wolle der Schafe mittransportiert. Das wandernde Schaf ist somit ein lebendiges „Taxi“ für den Austausch von Tier- und Pflanzenpopulationen und nimmt mit diesem sogenannten Vektortransport eine wichtige Funktion für den Biotopverbund wahr.

Im Rahmen des Modellprojekts MOBIL konnte die Wanderstrecke der Schafherde von 15 auf 40 Kilometer ausgeweitet werden. Die Reise der etwa 600 Mutterschafe mit ihrem Nachwuchs beginnt meist am 2. Mai. Die Schafherde zieht nun von Biotopfläche zu Biotopfläche von Grißheim im Norden, dann entlang des Rheins und durch die Trockenaue auf Neuenburger, Bad Bellinger und Schliengener Gemarkung nach Süden bis Haltingen und von dort zu den Sommerweideflächen am Tüllinger Berg. Dazwischen liegt das Landesgartenschaugelände, welches nach dem Gartenschaujahr ebenfalls durch den Wanderschäfer beweidet werden wird.

Eine Schafherde in der Trockenaue bei Neuenburg. Foto: Markus Mayer

Habitate für Ackervögel schaffen

Der Kiebitz besiedelte in unserer Region einst Feuchtwiesen, Sümpfe und weitläufige Gewässerränder. In der landwirtschaftlich geprägten Ebene des südlichen Oberrheins ist er heute fast ausschließlich auf Ackerflächen anzutreffen. Gerade Maisäcker, die im Frühjahr noch unbestellt sind, dienen dem Kiebitz häufig als Ausweichquartier. Kiebitze brüten in der offenen Landschaft am Boden und ihre Jungen suchen direkt nach dem Schlüpfen eigenständig Nahrung. Dafür brauchen sie ruhige Bereiche und feuchten, gut durchstocherbaren Boden. Beides ist an der neuen Flutmulde gegeben, welche durch das Eintiefen einer bereits nassen Wiese entstanden ist. Mittlerweile entstand eine eigene Kiebitzkolonie mit bis zu acht Brutpaaren. Die Kiebitznester werden durch Nestschutzkörbe vor Prädatoren wie dem Fuchs geschützt. Gleichzeitig können die Landwirte so während der Bewirtschaftung des Ackers das Nest lokalisieren und umfahren.

Nestschutzkörbe schützen die Kiebitznester z.B. vor dem Fuchs. Fotos: Regierungspräsidium Freiburg 

Projektpartner im Überblick

Das Projekt MOBIL des Regierungspräsidiums Freiburg wurde von zahlreichen Projektpartnern getragen:

  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)
  • ForstBW
  • NABU Baden-Württemberg
  • Trinationale Umweltzentrum (TRUZ)
  • Stadt Weil am Rhein
  • Stadt Lörrach
  • Stadt Neuenburg am Rhein.

Viele weitere lokale Akteure, Kommunen und Behörden aus dem Markgräflerland haben zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts beigetragen und dies auf zukunftsfähige Beine gestellt. 

Einige der Maßnahmen und Maßnahmenvorschläge werden nun von den Behörden der beteiligten Landkreise, den Biotopverbundbotschaftern der Landschaftserhaltungsverbände sowie der IKZ-Stelle (Interkommunale Zusammenarbeit) aufgegriffen und umgesetzt. Natürlich laufen auch die zahlreichen bereits etablierten bzw. in den vergangenen Jahren initiierten Maßnahmen der Projektpartner erfolgreich weiter.