Bruch bei Bühl und Baden-Baden (FFH-Gebiet 7214-342), Riedmatten und Schiftunger Bruch (VSG 7214-441) und Acher-Niederung (VSG 7314-441)
Charakteristik
Die Natura 2000-Gebiete liegen auf 12 Gemarkungen der Landkreise Rastatt und Ortenaukreis, sowie der Stadt Baden-Baden. Die größten Flächenanteile haben Bühl, Ottersweier, Rheinmünster, Baden-Baden und Sinzheim. Die Gesamtgröße beträgt 2941 ha, davon liegen 2.145 ha und 19 Teilgebiete im FFH-Gebiet und 1.405 ha und 4 Teilgebiete in den beiden Vogelschutzgebieten. Insgesamt gehört 90 % der Fläche zum Offenland und nur ca. 10 % zum Wald. Im Gebiet liegen die drei Naturschutzgebiete: Waldhägenich, Korbmatten – Im Mäthi und Korbmatten Baden-Baden.
Besonderheiten
Die Jahrhunderte andauernde menschliche Nutzung schuf zwischen Rastatt und Bühl eine Kulturlandschaft von europäischer Bedeutung. Neben 234 ha artenreichen Mageren Flachland-Mähwiesen, 14 ha Pfeifengraswiesen, 24 ha Fließgewässern mit flutender Wasservegetation und 93 ha Auwäldern mit Erle, Esche und Weide stehen besondere Insekten-, Fisch- und Vogelarten im Fokus von Natura 2000. In der abwechslungsreichen Landschaft brüten und jagen Schwarzmilan, Baumfalke und Neuntöter. Die großen zusammenhängenden Wiesenflächen sind auch für die selten gewordenen „Bodenbrüter“ lebenswichtig. Sie bauen ihr Nest erstaunlicherweise direkt am Boden, doch hier lauern viele Gefahren! Besonders erfreulich ist daher der stete Bruterfolg des sehr seltenen Großen Brachvogels in den letzten Jahren. Diese Bruterfolge wären zukünftig auch für andere Bodenbrüter wie das Braunkehlchen überlebenswichtig.
Vielfalt gemeinsam bewahren
Für die Flachland-Mähwiesen hat Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung. Denn nur in Süddeutschland gibt es sie großflächig und artenreich! Die Wiesen werden von zahlreichen Gräben und Bächen durchflossen. Hier tummelt sich ab Juni die Helm-Azurjungfer, die auf Feuchtwiesen nach nahrhaften Kleininsekten sucht. Auch in den Bächen sind europäische Besonderheiten verborgen. Die etwa 6 cm lange Kleine Flussmuschel hat im FFH-Gebiet ein bedeutendes Vorkommen in Baden-Württemberg. Für ihren erstaunlichen Lebenszyklus benötigt sie saubere Bäche: Die weiblichen Muscheln stoßen winzig kleine Larven ins Wasser aus. Um zu überleben, setzen diese sich an den Kiemen von Fischen fest. Hier wandeln sie sich zur jungen Muschel. Nach rund einem Monat fallen sie auf den Gewässergrund und leben dort weiter. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir die große Vielfalt der Tiere und Pflanzen vor Ihrer Haustür als europäisches Naturerbe erhalten!