Würm-Nagold-Pforte (FFH-Gebiet 7118-341)

Charakteristik

Das FFH-Gebiet umfasst auf rund 1943 ha die Flusstäler von Würm, Nagold und deren Zuflüsse, sowie Wiesen und Wälder zwischen Bad Liebenzell und Pforzheim. Es liegt auf den Gemarkungen von Pforzheim, Neuhausen, Bad Liebenzell, Unterreichenbach, Schömberg, Engelsbrand, Neuenbürg und Birkenfeld (Enzkreis, Landkreis Calw und Stadtkreis Pforzheim).
Fünf Naturschutzgebiete (283 ha) und fünf Landschaftsschutzgebiete (1122 ha) befinden sich innerhalb des FFH-Gebiets, das eine eindrucksvolle „Pforte“ zum Nordschwarzwald bildet und sich durch einen Wechsel aus reliefarmen Hochflächen des Oberen-Buntsandsteins und tief eingeschnittenen Kerbtälern mit Höhendifferenzen von bis zu 250 m auszeichnet.

Kontakt

Regierungspräsidium Karlsruhe
Telefon: 0721 926-4351
natura2000@rpk.bwl.de

 

Besonderheiten

Insbesondere die Nagold war bis Anfang des 20. Jahrhunderts für die Flößerei von großer Bedeutung, sodass auch heute noch wasserbauliche Maßnahmen weite Teile des Flusssystems prägen. Ähnliches gilt auch für die Würm und den Zuflüssen, die sich teilweise dennoch in einem strukturell hervorragenden Zustand befinden. Dies spiegelt sich auch im Auftreten wertgebender Fischarten, wie der Groppe und Strömer wider.
Ebenfalls hervorzuheben sind die Felsformationen des Mittleren Buntsandsteins, die als Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation südöstlich des Stadtteils Würm sowie östlich des Sägkopf bei Unterlengenhardt ihre Verbreitung haben. Die kühl-feuchten Blockhalden im Bereich des Angelsteins bei Waldrennach, im Monbach-Tal sowie im Nagoldtal nördlich von Bad Liebenzell sind Lebensstätte des Europäischen Dünnfarns.
In weiten Teilen prägen naturnahe Laubbaummischwälder mit geregelter forstwirtschaftlicher Nutzung die Landschaft. Von einer Nutzung ausgeschlossen sind lediglich die Bannwälder des Gebiets, in denen sich bedeutende Vorkommen von Hainsimsen-Buchenwäldern und Schlucht- und Hangmischwälder befinden. In naturnahen Waldbereichen sind Lebensstätten des Grünen Besenmooses, des Grünen Koboldmooses, der Spanischen Flagge und Sommerlebensraum wertgebender Fledermausarten anzutreffen.
Ebenfalls bemerkenswert artenreich erscheint die Amphibienfauna, die sich in ihrem Auftreten auf die Feuchtwaldbereiche sowie auf Teile des NSG „Mangerwiese-Wotanseiche“ konzentriert. Insbesondere hier finden sich Gelbbauchunke bzw. der Kammmolch. In den Teilgebieten um Hamberg und Steinegg nimmt die Landschaft einen offeneren Charakter an, in dem sich bereits der Übergang zu den Gäulandschaften andeutet.

Vielfalt gemeinsam bewahren

Die Offenlandbereiche der Hochflächen sind von den Menschen geschaffene Lichtungen im Wald, durch verschiedene Formen des Grünlands geprägt und das Ergebnis einer langen Bewirtschaftungstradition. Dies schließt neben artenreichen Flachland-Mähwiesen auch Submediterrane Halbtrockenrasen, artenreiche Borstgrasrasen und Pfeifengraswiesen ein, die auch Lebensräume für Schmetterlinge, wie den Hellen bzw. Dunklen Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling sind. Auf feuchten Wiesen lebt der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling. Seine Eier legt er auf dem Großen Wiesenknopf, einer Pflanze mit markanten, rotbraunen Blütenköpfchen, ab. Anfangs fressen die Raupen am Wiesenknopf, später lassen sie sich von Ameisen in deren Nest tragen. Dort fressen sie unerkannt Ameisenlarven, überwintern, verpuppen sich und verlassen das Ameisennest schließlich als Falter.

Süddeutschland beherbergt innerhalb Europas die vielfältigsten und artenreichsten Wiesen, für die wir eine ganz besondere Schutzverantwortung haben. In den letzten 50 Jahren ist ein Großteil der mageren Wiesenflächen verloren gegangen. In diesem FFH-Gebiet können Sie die blumenbunten Wiesen dagegen noch erleben. Diese Flächen wollen wir zusammen mit Ihnen als europäisches Naturerbe erhalten.