Auf dem Bild ist der Kraichbach im Winter zu sehen. Das Ufer geht vom Wasserspiegel aus direkt in Hochwasserdämme über. Am Wasser stehen einzelne Bäume. Hinter den Hochwasserdämmen schließen sich Weidengebüsche an.

Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt Ubstadt-Weiher

Kontakt

Fachinformationen
Gudrun Hinsenkamp, 0721 926-7612, gudrun.hinsenkamp@rpk.bwl.de

Zahlen & Fakten

Lage: Kraichbach in der Gemeinde Ubstadt-Weiher zwischen den Ortsteilen Ubstadt und Stettfeld im Naturschutzgebiet „Bruch bei Stettfeld“.

Gewässerlänge: ca. 1,5 km

Projektgebiet: ca. 22 ha

Projektpartner: Gemeinde Ubstadt-Weiher

Aktueller Stand

Planfeststellungsantrag eingereicht (Juli 2022)

Die Offenlage der Planungsfeststellungsunterlagen fand im Februar/ März 2023 und der Erörterungstermin am 08.03.2024 statt.

Das Projekt

Ausgangslage

Die Hochwassergefahrenkarten für Ubstadt-Weiher haben 2013 gezeigt, dass bei einem hundertjährlichen Hochwasser ein großes Gefährdungspotential für die Ortschaften Weiher und Ubstadt besteht. Im Planungsprozess ist das Hochwasserschutzprojekt zu einem Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt gereift. Die Maßnahmen für den Hochwasserschutz werden mit weitreichenden Renaturierungsmaßnahmen am Gewässer verbunden. Dabei wird auch das Naturschutzgebiet „Bruch bei Stettfeld“ wieder an das Überflutungsgeschehen angebunden.

Hochwasserschutz

In einer Hochwasserschutzkonzeption wurden zuerst alle Möglichkeiten für die Verbesserung des Hochwasserschutzes untersucht. Am Orteingang von Ubstadt liegt das Hochwasserrückhaltebecken Silzenwiesen, das den Hochwasserabfluss für den Unterlauf auf 12m³/s drosselt. Danach ist der Kraichbach zuerst auf der linken Bachseite und später ab dem Planungsabschnitt beidseitig durch etwa 2 m hohe Dämme eingefasst. Die Dämme sind auf weite Strecken etwas zu niedrig für den Bemessungsabfluss. Die geotechnischen Untersuchungen der Hochwasserschutzkonzeption hatten zum Ergebnis, dass die Dämme zusätzlich auch geotechnische Mängel haben. So sind die Böschungen zu steil und es kommt zu Rutschungen, sie sind mit Gehölzen bewachsen und stark durchwurzelt. Ein Ersatz-Neubau nach den aktuellen Regeln der Technik stellte sich als unerlässlich heraus.

Gewässerökologie

Der Kraichbach ist in einem relativ naturfernen Zustand. Eine Besonderheit ist zusätzlich seine Lage im Hochsystem. Die Sohle liegt nicht in einem Taltiefpunkt, sondern ist an den Talrand verschoben. Dort liegt sie bis zu 1,5 m über dem tiefsten Punkt zwischen der Ortslage Weiher und dem Talrand. Der Gewässerlauf ist begradigt. Laufverlagerungen sind aufgrund der beidseitigen Dämme nicht möglich. Seitliche Fließrinnen und Altarmstrukturen können nicht entstehen. Die Querprofile sind einheitlich breit und tief, es gibt kaum Breiten- und Tiefenvarianz, Fließstrukturen sind ebenfalls sehr einheitlich. Die Sohle ist stark verschlammt, das Sohlsubstrat und die Sohlstrukturen sind vor allem durch die Ablagerung von Schluff aus dem Einzugsgebiet geprägt. Totholzstrukturen kommen nur sehr vereinzelt vor. Das Sohlsubstrat ist als Lebensraum für Gewässerorganismen wenig geeignet.

Vor allem Eschen stocken auf den oberen Abschnitten der wasserseitigen Dammböschungen. So hoch über dem Mittelwasserspiegel können die Gehölze keinen Beitrag zur Strukturierung von Ufer und Sohle beitragen. Zumal die typischen Ufer-Baumarten wie Schwarzerle und Bruchweide wenig vertreten sind.

Naturschutz

Die Planung liegt fast vollständig im Naturschutzgebiet „Bruch bei Stettfeld“. Dessen Schutzzweck ist die Erhaltung der weitläufigen, nassen, wechselfeuchten Schilf-, Seggen- und Wiesenflächen sowie der Gebüschbestände und des Erlenwaldes als Lebensraum von gefährdeten Pflanzen- und Tiergesellschaften sowie insbesondere als bedeutsames Vogelbrutgebiet. Im aktuellen Zustand hat der Kraichbach wenig Kontakt mit dem naturnahen Umfeld. Durch die unmittelbar an das Bachbett angrenzenden Dämme wird eine Überflutung der angrenzenden Niederungs- bzw. ehemaligen Auenbereiche bei Hochwasser unterbunden. Damit ist auch eine naturnahe Uferzonierung und eine funktionale Verflechtung des Baches mit dem Umland nicht möglich. Der natürliche Rückhalt von Oberflächenwasser ist stark gestört, worunter der Charakter als Feuchtgebiet leidet. Durch den Klimawandel mit zunehmenden Trockenphasen wird dieser Effekt verstärkt.

Ziele der Maßnahme

Hochwasserschutz

Die Hochwasserdämme zwischen Ubstadt und der Kläranlage Ubstadt-Weiher sollen auf einen 100jährlichen Hochwasserschutz ausgebaut werden.

Gewässerökologie

Mit der Umgestaltung wird der gute ökologische Zustand gemäß Wasserrahmenrichtlinie angestrebt. Die Grundlage für die naturnahe Gestaltung bilden die in den hydromorphologischen Steckbriefen des Umweltbundesamtes formulierten Anforderungen für den guten ökologischen Zustand. Sie werden auf die spezifischen Rahmenbedingungen für den Kraichbach im Stettfelder Bruch zugeschnitten und konkretisiert. Als Leitbild dient der Typus der löss-lehmgeprägten Tieflandbäche.

Naturschutz

Der Feuchtgebietscharakter des Naturschutzgebiets sowie die Naturnähe des Kraichbachs und der Auenvegetation sollen gefördert werden. Eine Reaktivierung als Auenflächen mit natürlichem Überflutungsgeschehenen wird angestrebt.

 

Geplante Maßnahmen

Hochwasserschutz

  • Der westliche Hochwasserdamm wird auf der gesamten Länge von 1,5 km vom Kraichbach abgerückt und neu aufgebaut.
  • Der östliche Hochwasserdamm wird abgetragen.
  • Ein neuer Damm bzw. in einem Abschnitt auch eine Mauer, wird entlang der Bahnlinie und der Nordgrenze des Naturschutzgebietes neu gebaut.
  • Durch die Rückverlegung des östlichen Dammes entsteht eine neue Überflutungsfläche, die eine Absenkung des Bemessungswasserspiegels auch oberhalb des Planungsabschnittes bewirkt.

Gewässerökologie

  • Der Kraichbach selbst erhält im Kernbereich einen ca. 35 m bis 50 m breiten Entwicklungskorridor für eine eigendynamische Entwicklung.
  • Das neue Bachbett erhält eine geschwungene Linienführung mit engen Kurven. Das reduziert die Schlammablagerung und fördert Tiefenkolke für die Fischfauna.
  • Das Bachbett wird relativ schmal gebaut. Dadurch kommt es im Entwicklungskorridor mehrmals jährlich zu Überschwemmungen.
  • Am Ufer wechseln sich Abschnitte mit Ufergehölzen mit gehölzfreien, besonnten Abschnitten ab.
  • Zur Strukturierung der Sohle werden Totholzelemente eingebaut.
  • Die Fischarten, die natürlicherweise vorkommen können, sind zum Teil auf Kies als Laichhabitat angewiesen. Daher werden stellenweise Kiesdepots eingebracht.
  • Der Entwicklungskorridor wird nach Osten durch einen Unterhaltungsweg in leichter Bermenlage begrenzt, da das angrenzende Gebiet tiefer liegt als der Kraichbach selbst.

Naturschutz

  • Damit sowohl der Entwicklungskorridor entlang des Kraichbachs als auch das übrige Bruchgebiet regemäßig geflutet wird, erfolgt eine Aufteilung der Hochwassermengen. Bis zu einem einjährlichen Hochwasser verbleibt der Abfluss ausschließlich im Entwicklungskorridor, so dass sich dort eine naturnahe Ufer- und Uferbegleitvegetation entwickeln kann. Erst darüber hinaus gehende Wassermengen gehen zur Hälfte bis etwa Zwei Dritteln in das Bruchgebiet.
  • Eine abflusslose Senke im Bruchgebiet bleibt bestehen. Die hier nach Hochwasser zeitweilig zurückbleibenden Wasserflächen stellen wertvolle Lebensräume insbesondere für Wasservögel und Amphibien dar.
  • Grünlandnutzung soll in den hierfür geeigneten Teilen des Gebiets weiterhin möglich sein. Die zeitweilig feuchten Wiesen sind für artenreiche Lebensgemeinschaften von großer Bedeutung.
  • Am neuen Gewässerbett bleiben kurze Abschnitte des alten Dammes erhalten, um Eisvogelwände herzustellen.
  • Auf den neuen Hochwasserdämmen sollen wertvolle Magerwiesen und Magerrasen entwickelt werden.

Die vorliegende Planung wurde im Juli 2022 beim Landratsamt Karlsruhe zur Planfeststellung eingereicht. Die Offenlage der Antragsunterlagen fand im Februar / März 2023, der Erörterungstermin am 8. März 2024 statt.  

Nach Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses wird der Landesbetrieb Gewässer am Regierungspräsidium Karlsruhe die Ausführungsplanung beauftragen. Es ist von einer reinen Bauzeit von mindestens zwei bis drei Jahren auszugehen.

Informieren Sie sich

Öffentlichkeitsbeteiligung

Alle Maßnahmen zur Öffentlichkeitsbeteiligung und alle Kommunikationsmaßnahmen werden in den Planungsprozess des Projektes integriert. Hier können Sie sich über den aktuellen Planungsstand und über Möglichkeiten der Beteiligung informieren.

Planung