Golddistel

Reichenbach und Killertal zwischen Hechingen und Burladingen (FFH 7620-311)

Ehemalige Gebietsbezeichnung:

Gebiete bei Burladingen (FFH 7720-341) / Reichenbach und Killertal (FFH 7620-342)

Charakteristik

Das 1.842 ha große FFH-Gebiet erstreckt sich entlang des Albtraufs zwischen Beuren und Hausen im Killertal. Neben den großflächig zusammenhängenden Wäldern sind die Starzel, der Reichenbach und seine Aue, sowie das Scharlenbachtal Teil des FFH-Gebietes. Der höchste Punkt des Gebietes liegt mit 898 m am Lindenhörnle, einem Waldgebiet östlich von Burladingen. Der niedrigste Punkt liegt mit 510 m in der Starzelaue östlich von Hechingen.

Neben den Hangwäldern prägen Wacholderheiden, Kalk-Magerrasen und Magere Flachland-Mähwiesen die Landschaft. Wacholderheiden und Kalk-Magerrasen haben sich als Relikte früherer Wirtschaftsweisen auf Allmendflächen bis in die heutige Zeit erhalten. Durch jahrhundertelange extensive Nutzung konnten sich viele heute bedrohte Pflanzen und Tiere ansiedeln, die an die trockenen, nährstoffarmen und basenreichen Standorte besonders angepasst sind. Die Schlatter Heide und die Junginger Viehweide gehören zu den größten Wacholderheiden der Schwäbischen Alb. Die Mageren Flachland-Mähwiesen sind unsere typischen blumenbunten, kräuterreichen Heuwiesen. Sie werden nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht und wenig gedüngt und sind daher sehr artenreich. Baden-Württemberg trägt europaweit eine besondere Verantwortung für ihren Erhalt.

Kontakt

Regierungspräsidium Tübingen

Referat 56
Carsten Wagner
07071 757-5319
carsten.wagner@rpt.bwl.de

Die Grafik zeigt drei Pfeile mit Text : Managementplan (MaP) geplant, MaP aktuell, MaP fertiggestellt. MaP fertiggestellt ist rot umrandet - Hinweis, dass es sich hier um ein fertiggestelltes Verfahren handelt.

Blick auf einen Wasserfall an der Starzel

aufschlussreich

Der geologische Untergrund ist die Grundlage der hochwertigen Naturausstattung des FFH-Gebiets. Die Gesteinsschichten des Weißen Jura (die eigentliche Steilwand) ruhen auf denen des Braunen Jura (dem ansteigenden Sockel). Manchmal „ruhen“ sie aber auch weniger, denn die Grenze zwischen den beiden Schichten ist aus einem rutschfreudigen weichen Ton. Zeugnisse alter Bergstürze sind die beiden Steilwände Schlatter Wand und Weilerwaldwand. Felsen, Schutthalden und die umgebenden steilen Hangwälder unterliegen durch Rutschungen einem stetigen Wandel. Hier bieten sich einzigartige Einblicke in die Dynamik der Natur.

Das von der Starzel geschaffene, rund 14 km lange Tal von der Quelle bis nach Hechingen wird Killertal genannt. Um sein Leben fürchten muss hier aber niemand: Namensgebend ist lediglich das Dorf Killer (ursprünglich Kirchweiler). Ein Blick in das Bett der Starzel lässt ahnen, welche Kraft die Wassermassen haben. Mit tiefen Einschnitten hat sich der Fluss hier einen Weg durch die Gesteinsschichten des Weiß- und Braunjura freigespült. Wo er dabei auf eine härtere Sandsteinbank, die sogenannte „Wasserfallschicht“, traf, haben sich Wasserfälle gebildet. Südlich von Schlatt stürzt das Starzelwasser an einer solchen Kante acht Meter in die Tiefe.

Breitblättriges Wollgras auf einer Wiese

mannigfaltig

Im Killertal findet man eine enorm hohe Dichte von wertvollen Lebensräumen. Besonders für Pflanzenkundler ist es ein Geheimtipp: Von den rund 2100 verschiedenen Farn- und Blütenpflanzen in Baden-Württemberg wachsen alleine ca. 500 im FFH-Gebiet. Für die Vielfalt nicht nur der Pflanzenarten gibt es mehrere Gründe: Die unterschiedlichen Gesteinsschichten bilden ganz unterschiedliche Böden. Außerdem können sie das Wasser verschieden gut speichern. Hinzu kommen noch die unterschiedliche Hangneigung und -ausrichtung sowie der Höhenunterschied von fast 400 m vom Tal bis zur Hochfläche.

So versickert beispielsweise das Regenwasser im wasserlöslichen, zerklüfteten Kalkgestein des Weißjura und tritt am unterenTrauf wieder zu Tage. Daher kann man inmitten der trockenen Wacholderheiden und Magerrasen mit Golddisteln auf austretendes, kalkhaltiges Quellwasser stoßen. Hier haben sich sogar Kalkreiche Niedermoore mit Breitblättrigem Wollgras und Sumpf-Herzblatt gebildet. Selbst die winzige Schmale Windelschnecke (max. 2 mm), die hohe und konstante Feuchtigkeit braucht und Trockenheit nur wenige Tage übersteht, findet so eine Heimat an den eigentlich trockenen Hängen.

Blick auf eine Viehweide bei Jungingen

behütet

Die Hangbereiche des Killertales werden seit jeher als Hüteschafweide genutzt. Obwohl auf diesen Flächen nicht allzu viel Grünfutter wächst, wurden hier neben den Schafen auch immer wieder Kühe auf die Weide getrieben. Von Zeit zu Zeit haben die Bauern Wacholder und Gebüsche entfernt, um die Weideflächen so groß wie möglich zu halten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Beweidung wie im ganzen Land immer weiter reduziert, zeitweise kam sie sogar ganz zum Erliegen. Dann überdeckte Altgras, das viele Jahre nicht mehr beseitigt wurde, die ehemaligen Weiden.

Die Hänge verbuschten zunehmend, und teilweise machten sich dort größere Gehölze breit.

Um die weitere Entwicklung zum Wald zu stoppen, werden Teile des Gebiets in regelmäßigen Abständen entbuscht um das charakteristische kulturhistorische Landschaftsbild des Killertales zu erhalten.

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