Blick auf eine Sulzeiche

Schönbuch (FFH 7420-341) / Schönbuch (SPA 7420-441)

Der Schönbuch - ein Wald mit Geschichte

Der Schönbuch ist heute als großes zusammenhängendes Waldgebiet erhalten. Dies verdankt er der jahrhundertelangen Bedeutung als Jagdrevier für den Adel. Hier wurde der Wald als Einstand für Rothirsch und Wildschwein gepflegt.

Andernorts waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Wälder weitgehend gerodet und aufgelichtet – sie dienten als Brennund Baustoff-Lieferanten, der Unterwuchs als Weide für das Vieh. Die mehrere hundert Jahre alte Sulzeiche bei Walddorfhäslach und andere markante Baumgestalten zeugen als sogenannte Huteeichen von der Weidenutzung auch im Schönbuch. Die damals einzeln stehenden Bäume boten den Tieren Nahrung und Schutz. Für die Aufforstung der verlichteten Wälder wurden häufig Nadelbäume verwendet.

Zukünftig sollen Buchen und Eichen gefördert und bestehende Buchenwälder erhalten und optimiert werden. Sie sind je nach Standort vielfältig ausgeprägt. Am häufigsten sind der Hainsimsen-Buchenwald auf nährstoffärmeren und der Waldmeister-Buchenwald auf nährstoffreicheren Böden. Seltener sind die wechselfeuchten Standorte mit Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder und die wärmebegünstigten Lagen mit Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern.

Kontakt

Regierungspräsidium Tübingen

Referat 56
Dr. Dorothea Kampmann
07071 757-2153
dorothea.kampmann@rpt.bwl.de

Die Grafik zeigt drei Pfeile mit Text : Managementplan (MaP) geplant, MaP aktuell, MaP fertiggestellt. MaP fertiggestellt ist rot umrandet - Hinweis, dass es sich hier um ein fertiggestelltes Verfahren handelt.

Slideshow

Blick auf den Goldersbach

Goldersbach

Blick auf Entringen

Blick auf die Landschaft bei Entringen

Osmoderma eremita (Eremit) krabbelt über den Boden

Osmoderma eremita (Eremit)

Einsam in Baumhöhlen - der Eremit

Der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt, lebt in Höhlen alter Laubbäume, vor allem in Eichen. Als Brutbäume für den Eremit sind insbesondere Bäume mit einem Alter von über 150 Jahren und mit vom Stamm waagerecht abgehenden dicken Ästen geeignet. Wenn die dicken Äste abbrechen und sich das Holz zersetzt, entstehen großräumige Mulmhöhlen, der ideale Nährboden für die Käferlarven. Mindestens drei bis vier Jahre dauert es, bis sich hier aus der Larve der stattliche Käfer entwickelt hat (Körperlänge 2,3 bis 3,8 cm).

Da der Eremit schlecht fliegen kann, dürfen neue Brutbäume nicht zu weit entfernt stehen, andererseits auch nicht zu dicht von umgebenden Bäumen eingewachsen sein. In der ehemals deutlich lichteren, parkartigen Landschaft des Schönbuchs fand der Eremit ideale Lebensbedingungen vor. Auch heute noch lebt er in vielen der sehr alten Huteeichen, was den Schönbuch zu einem Verbreitungszentrum der seltenen Art in Baden-Württemberg macht.
Für die nach der FFH-Richtlinie geschützten Art müssen die bekannten Brutbäume erhalten und zukünftige Brutbäume von der Forstwirtschaft gezielt gefördert werden.

Steinkrebs im Bach

Steinkrebs – von der Krebspest bedroht

Der Steinkrebs weist eine Körperlänge von maximal 9 cm auf und kann bis zu 10 Jahre alt werden. Der Krebs lebt im Schönbuch in den kleinen, naturnahen Bächen. Unter Steinen und in das Gewässer hineinragenden Wurzelstöcken suchen sich die Krebse ihre Verstecke. Mit Beginn der Dämmerung werden sie aktiv. Dann suchen die Allesfresser mit ihren Scheren nach Nahrung am Gewässergrund. Die Art ist im Schönbuch noch weit verbreitet, da hier zahlreiche natürliche Bachoberläufe zu finden sind.

Die Vorkommen sind jedoch von der Krebspest bedroht, einer Krankheit, die innerhalb kurzer Zeit zum Tod der befallenen Krebse führt. Neu eingewanderte amerikanische Flusskrebsarten vertragen die Krebspest und verbreiten somit die Krankheit. Die Krebspest kann in einem Gewässer nicht bekämpft werden und hat sich leider am Goldersbach ausgebreitet. Noch sind die meisten Bachoberläufe im Schönbuch frei von der Krebspest. Ziel ist es, ihre weitere Ausbreitung zu verhindern und die Bachoberläufe in ihrem jetzigen naturnahen Zustand zu erhalten.

Die Streuobstwiesen – ein Paradies für Halsbandschnäpper und Wendehals

Wenn Anfang Mai aus den blühenden Apfelbaumzweigen ein durchdringendes „siiieb“ zu hören ist, gefolgt von melodisch-klagenden „tjüht-tjüht“-Pfeiftönen sind die schwarzweiß gezeichneten Halsbandschnäpper aus den Winterquartieren in Afrika zurückgekehrt. Sie suchen in alten Obstbäumen geeignete Nisthöhlen. Neben den Bruthöhlen braucht der Halsbandschnäpper ein vielseitiges Angebot an Insekten aller Art, insbesondere nahrhafte Schmetterlingsraupen. Nur drei Monate haben die Vögel Zeit, um hier zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen – ab Juli ziehen sie zurück in ihre Überwinterungsgebiete.

Der Wendehals brütet ebenfalls in den Streuobstwiesen. Diese Vogelart zählt zu den Spechten und ist mit einer Körperlänge von 16 bis 18 cm etwas größer als der Halsbandschnäpper. Mit ihrem rindenartig gemusterten Gefieder sind die Wendehälse hervorragend getarnt. Ihre Hauptnahrung besteht aus Ameisen, die sie am Boden mit Hilfe der langen, klebrigen Zunge auflesen. Die bevorzugte Nahrung finden sie dort ausreichend, wo die Bewirtschaftung der Wiesen gute Bedingungen für die Ameisen schafft – mit später Mahd und geringer Düngung.

Schönbuch-Südwesthänge – die »Schwäbische Toskana«

Am Südwesthang des Schönbuchs entstand durch die jahrhundertelange, kleinparzellierte Nutzung ein Mosaik aus mageren Wiesen, Streuobstbeständen und Weinbergen. Im Landschaftsbild dominieren die Streuobstwiesen und verleihen den Hängen eine im Jahresverlauf wechselnde Farbenvielfalt. In den trockenen Hangbereichen oberhalb der Streuobstbestände finden sich die blütenreichen Kalk-Magerrasen, in den unteren, etwas frischeren Hangbereichen sind die Mageren Flachland-Mähwiesen verbreitet.

Ein besonderer Lebensraum sind die sonnenexponierten Lagen an den lückigen Steilhängen des Südwesthangs. Hier gedeihen Seltenheiten wie die Ungarische Platterbse oder die Frühe Segge. Eine Besonderheit der Fauna ist die vom Aussterben bedrohte Haarstrangeule. Der große Eulenfalter entwickelt sich am Arznei-Haarstrang.

Doch die reich gegliederte Kulturlandschaft der Schönbuch-Hänge ist im Wandel begriffen. Die Erzeugung von Streuobst und blütenreichem Mähgut ist in Zeiten intensiver Landwirtschaft nicht mehr auskömmlich. Ohne eine regelmäßige, kleinbäuerliche Nutzung verbrachen die offenen Wiesenhänge, der landschaftliche Reiz und die Artenvielfalt schwinden.

Naturerholung im Ballungsraum FFH-Gebiet »Schönbuch« und Vogelschutzgebiet »Schönbuch«

Der Schönbuch liegt zwischen den Ballungszentren Stuttgart, Böblingen/Sindelfingen und Tübingen/Reutlingen. Er dient vor allem an Wochenenden Tausenden von Erholungssuchenden als grüne Oase der Erholung inmitten des Ballungsraumes. Der Schönbuch ist als Naturpark ausgewiesen.

Das FFH-Gebiet 7420-341 »Schönbuch« umfasst eine Fläche von 112 km²) und das Vogelschutzgebiet 7420-441 »Schönbuch« eine Fläche von 154 km². Beide Natura 2000-Gebiete überlagern sich zu großen Teilen (95 km²). Zusammen umfassen sie eine Fläche von 171 km².

Der Schönbuch erstreckt sich über die Landkreise Böblingen, Esslingen, Tübingen und Reutlingen und liegt in einer Höhe von 288 bis 605 m über NN. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei ca. 8,7°C und der durchschnittliche Jahresniederschlag bei 740 bis 770 mm.

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