Blick auf eine Landschaft im Naturschutzgebiet Altweiherwiese

Rotachtal Bodensee (FFH 8222-342)

Charakteristik

Das FFH-Gebiet »Rotachtal Bodensee« erstreckt sich über rund 30 Kilometer vom Oberlauf der Rotach im oberschwäbischen Hügelland bis zur Mündung in den Bodensee in Friedrichshafen. Mit der »Altweiherwiese« bei Oberteuringen und zwei Teilflächen bei Horgenzell umfasst es eine Fläche von etwa 490 ha.

Kontakt

Regierungspräsidium Tübingen

Referat 56
Carsten Wagner
07071 757-5217
carsten.wagner@rpt.bwl.de

Die Grafik zeigt drei Pfeile mit Text : Managementplan (MaP) geplant, MaP aktuell, MaP fertiggestellt. MaP fertiggestellt ist rot umrandet - Hinweis, dass es sich hier um ein fertiggestelltes Verfahren handelt.

Blick auf einen Bach im Wald im Rotachtal

Ein naturnahes Tal mit vielen Gesichtern

Die Rotach entspringt im Pfrunger-Burgweiler Ried bei Wilhelmsdorf in rund 600 Meter Meereshöhe und formt in ihrem Oberlauf ein tief eingeschnittenes idyllisches Tal. Die waldreichen Hänge sind in weiten Teilen von naturnahen Schlucht- und Hangmischwäldern bedeckt, mit vorherrschend Bergahorn und Esche. Sie sind reich an Alt- und Totholz und Lebensraum vieler seltener Pflanzen- und Tierarten, beispielsweise Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr und Gelbbauchunke. In weniger steilen Lagen wachsen Waldmeister-Buchenwälder und entlang der Rotach ausgedehnte Auenwälder mit Erle, Esche und Weide. Wilde Schluchten, wie der Harttobel und Jonistobel bei Horgenzell oder der Benistobel bei Urnau, wechseln sich mit zahmen, wiesenreichen Talabschnitten ab.

Bei Oberteuringen-Neuhaus wird das Tal flacher und breiter. Die Rotach fließt nun mehr und mehr durch besiedeltes und intensiv bewirtschaftetes Gebiet, bis sie bei Friedrichshafen am Rand des Naturschutzgebiets »Eriskircher Ried« auf rund 400 Meter Meereshöhe in den Bodensee mündet.

Blick auf eine Pfeifengraswiese

Pfeifengraswiesen – Zeugen einer historischen Landnutzung

Das 78 ha große Naturschutzgebiet »Altweiherwiesen« östlich von Oberteuringen ist Teil des FFH-Gebiets. Hier befand sich früher ein Weiher, der Anfang des 19. Jahrhunderts aufgelassen wurde und verlandete. Es entwickelten sich nasse Wiesen – Pfeifengraswiesen, die bis in die 1950er-Jahre als Streuwiesen genutzt wurden. Dieser Name leitet sich von der früheren Nutzungsform ab: Auf den Streuwiesen wachsen Gräser, die so hart sind, dass sie nicht als Futter verwertbar sind. Früher wurden sie als Einstreu im Stall verwendet und die Streuwiesen in der Regel einmal, erst spät im Jahr gemäht (Streumahd).

Seit kaum noch Einstreu benötigt wird, sind viele Streuwiesen brachgefallen, aufgeforstet oder entwässert worden. In den »Altweiherwiesen« ist ein Teil der Streuwiesen bis heute erhalten, im Wechsel mit Schilfröhricht, Erlen- und Weidengebüsch, Groß- und Kleinseggenrieden, Quellen, Gräben und Bächen. Die Pflanzen- und Tierwelt ist hier ungewöhnlich reich an Orchideen, Vögeln, Libellen, Heuschrecken und Schmetterlingen, darunter seltene und bedrohte Arten. Die Artenvielfalt macht einen Spaziergang zu den Wiesen im Sommer lohnend, und überdies zeigen die Streuwiesen dem Besucher eine fast vergessene Form der traditionellen Grünlandnutzung.

Strömer schwimmen im Wasser

Die Rotach – Lebensraum für bedrohte Fischart

Der Strömer, ein kleiner Karpfenfisch, war früher in den Bodenseezuflüssen und im Neckar-Flusssystem weit verbreitet. Er lebt nur in Flüssen und Bächen mit guter Wasserqualität, kiesigem Grund und mäßiger Strömung und wechselt häufig zwischen kleinen Zuflüssen und dem Hauptbach. Durch die teilweise starke Verbauung vieler Fließgewässer findet der Strömer heute kaum noch geeignete Lebensräume und ist in Baden-Württemberg auf einzelne, kleine Bestände zusammengeschrumpft. Die Rotach ist neben Argen und Schussen einer der bedeutendsten verbliebenen Lebensräume im Einzugsgebiet des Bodensees. Deutschland und das Land Baden-Württemberg verpflichten sich mit der FFH-Richtlinie, die Bestände des Strömers zu sichern.

Neben dem Strömer beherbergt die Rotach mit der Groppe eine weitere FFH-Art mit hohen Ansprüchen an die Wasserqualität und sie ist ein wichtiges Fortpflanzungsgewässer für andere wandernde Fischarten. Während Barbe und Äsche hauptsächlich innerhalb des Flusssystems wandern, kommen andere Fische, wie die Seeforelle, aus dem Bodensee, um sich im Oberlauf der Rotach zu vermehren.

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