Blick auf das Brunnenholzried

Feuchtgebiete um Bad Schussenried (FFH 8024-341)

Charakterisik

Die sieben Teilgebiete des 600 ha großen FFH-Gebiets, um Bad Schussenried und nördlich von Bad Waldsee gelegen, befinden sich in einer Landschaft, die durch die Würmeiszeit geprägt ist: Das Geröll, das der Rheingletscher beim Wachsen unter sich mit bzw. vor sich her schob, blieb nach dem Abtauen des Eises als sog. Grund- bzw. Endmoräne zurück.

Diese Geröllhaufen sind noch heute sichtbar: Sie sind die zahlreichen, oft bewaldeten Hügel, die der Gegend den Namen „Oberschwäbisches Hügelland“ einbrachten. In den Senken haben sich viele Moore gebildet – entweder durch Verlandung von Seen (Verlandungsmoore) oder durch häufige Überschwemmung ebener Flächen (Versumpfungsmoore).
Manche Seen sind jedoch erst teilweise verlandet, und zusätzlich haben im Mittelalter die Mönche des Klosters Schussenried Fischweiher angelegt. Diese Konzentration verschiedener Lebensräume mit Still- und Fließgewässern, Feuchtbiotopen, Buchen-, Auen- und Moorwäldern bedingt eine reiche Pflanzen- und Tierwelt im FFH-Gebiet mit zahlreichen seltenen, zum Teil vom Aussterben bedrohten Arten.

Kontakt

Regierungspräsidium Tübingen

Referat 56
Charlotte Böll
07071 757-5233
charlotte.boell@rpt.bwl.de

Die Grafik zeigt drei Pfeile mit Text : Managementplan (MaP) geplant, MaP aktuell, MaP fertiggestellt. MaP fertiggestellt ist rot umrandet - Hinweis, dass es sich hier um ein fertiggestelltes Verfahren handelt.

Blick von oben auf den Schwaigfurter Weiher

FFH-Lebensraumtypen

Zwei Drittel des FFH-Gebiets sind bewaldet. Ein großer Teil des Waldes ist naturnah und gehört zum Lebensraumtyp Waldmeister-Buchenwald.

Außerdem hat sich auf den nassen, nährstoffarmen Torfböden der Moore im Lauf der Zeit der europaweit besonders gefährdete und sehr seltene Moorwald angesiedelt. Im Brunnenholzried, das bereits 1924 zu einem der ersten Bannwälder Baden-Württembergs ausgewiesen wurde, kann er sich ungestört entwickeln.

Unter den Natürlichen nährstoffreichen Seen zeigen besonders die Weiher die typische Folge von Vegetationszonen, wie sie sich im Laufe der Verlandung eines Stillgewässers bildet: von der Seerosenzone über Röhrichtgesellschaften (Kalkreiche Sümpfe mit Schneidried) und Niedermoore (Kalkreiche Niedermoore) bis hin zu Streuwiese (Pfeifengraswiesen) und Bruchwald.

Entlang von Fließgewässern und in nassen Senken wachsen Auenwälder mit Erle, Esche und Weide, die immer wieder überflutet oder überstaut werden.

Kammmolch (Triturus cristatus) schwimmt zwischen Wasserpflanzen in einem Gewässer

FFH-Arten

Im Halbschatten lichter Wälder und Gebüsche wächst der Frauenschuh, eine der schönsten einheimischen Orchideen. Seine gelbe, wie ein Pantoffel geformte, bis zu 4 cm lange Blüte ist die größte unter den europäischen Orchideen. Bitte schauen Sie aber nur mit den Augen!

Die Seen, Weiher und Tümpel bieten optimale Bedingungen für den Kammmolch, den mit bis zu 18 cm Länge größten Molch Mitteleuropas. Um eine Partnerin zu beeindrucken, bilden die Männchen zur Paarungszeit nicht nur einen gezackten Rückenkamm aus, der sie aussehen lässt wie „Minidrachen“ – sie machen bei der Balz sogar einen Unterwasser-Handstand.
Den Rest des Jahres haben es Kammmolche lieber ruhiger: In der Nähe der Laichgewässer bewohnen sie Nasswiesen, Brachen und lichte Wälder. Tagsüber verstecken sie sich, z. B. unter Steinhaufen, nachts suchen sie Würmer, Schnecken und Insekten. Gut strukturierte Verlandungsbereiche sind dafür ideal.

Dort lebt in der Bodenstreu der Röhrichte und Feuchtwiesen auch die Schmale Windelschnecke, ein winziges Schneckchen mit einem höchstens 2 mm „großen“ Schneckenhaus.

Feuchtgebiete erhalten

Feuchtgebiete gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen. Seit jeher haben die Menschen versucht, die „nutzlosen“ Sümpfe und Moore durch Entwässerung für die Landund Forstwirtschaft nutzbar zu machen. Zudem wurde Torf als Brennstoff abgebaut.

Dabei sind Feuchtgebiete nicht nur die Heimat seltener, speziell angepasster Tiere und Pflanzen – sie haben auch für uns Menschen eine große Bedeutung:

Sie filtern den versickernden Regen und sorgen so für sauberes Trinkwasser. Da ihre Böden viel Wasser aufnehmen können und es nur langsam wieder abgeben, bewahren sie unsere Städte und Dörfer vor Hochwasser.

Außerdem speichern Feuchtgebiete große Mengen Kohlendioxid und tragen so zum Klimaschutz bei. Sie sehen: Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht, Feuchtgebiete zu erhalten!

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