Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen (FFH 7718-341) und Wiesenlandschaft bei Balingen (SPA 7718-441)
Charakteristik
Das FFH-Gebiet »Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen« (877 ha) und das Vogelschutzgebiet »Wiesenlandschaft bei Balingen« (970 ha) liegen im Naturraum »Südwestliches Albvorland«, westlich der Stadt Balingen im Zollernalbkreis. Die beiden Gebiete umfassen insgesamt zwölf Teilflächen, die sich über die Gemeinden Balingen, Dautmergen, Dormettingen, Dotternhausen und Geislingen erstrecken.
In dieser reich gegliederten Landschaft mit großflächigen Wiesen, Hecken, Streuobstbeständen, Äckern und Bachtälern liegen vier Naturschutzgebiete: »Heuberg«, »Eichberg«, »Gnagen« und »Riedbachtal«. Zusätzlich erstreckt sich auch ein Teil des Landschaftsschutzgebietes »Hecken am Gaisberg« in das Natura 2000-Gebiet.
Die hohe Bedeutung und die Schutzwürdigkeit des Gebietes spiegeln sich insbesondere in der Vogelwelt wieder. Es kommen Arten vor, die landesweit selten oder vom Aussterben bedroht sind – hier ist vor allem das Braunkehlchen als Brutvogel zu nennen.
FFH-Gebiet 7718-341
Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen
Die großflächigen Vorkommen artenreichen Grünlandes sind charakteristisch für das Gebiet. Neben Magerrasen und Wachol derheiden sind vor allem magere Wiesen wertvoll für den Naturschutz. Die auch als Magere Flachland-Mähwiesen bezeichneten Glatthaferwiesen werden zweibis dreimal im Jahr gemäht und nur wenig gedüngt. Durch diese Bewirtschaftungsweise entwickeln sich artenreiche Wiesen mit vielfältigen Blühaspekten im Laufe des Jahres, hier finden sich u. a. Wie senSalbei, WiesenMargerite und AckerWitwenblume. Dies erfreut nicht nur den Spaziergänger, sondern bietet auch zahlreichen Insekten ein vielfältiges Nahrungsangebot.
Für den Erhalt dieser blumenbunten Wiesen sorgt der im Sinne der Natur wirtschaftende Landwirt. Eine Intensivierung der Flächen würde nicht nur die Anzahl der Pflanzenarten, sondern in Folge auch die Vielfalt der Insekten reduzieren. Ebenso würde eine mangelnde Pflege der Flächen über einen längeren Zeitraum hinweg durch Brachfallen oder Verbuschen eine deutliche Verschlechterung des aktuellen Zustandes hervorrufen. Beispielsweise ist auch die Anpassung von Nutzungs konzepten auf den Flächen notwendig, die einen zu hohen Anteil an Klappertopfarten in der Krautschicht besitzen.
Vogelschutzgebiet 7419-401
Wiesenlandschaft bei Balingen
Extensiv genutzte Kulturlandschaften mit ihrer hohen Strukturvielfalt bieten Lebensraum für zahlreiche Vogelarten. Im Vogelschutzgebiet drückt sich das in einer hohen Artenvielfalt aus. Hier finden sich Bodenbrüter wie Braunkehlchen und Wachtelkönig, Heckenbrüter wie Neuntöter und Wachtel, Arten der Streuobstwiesen wie Halsbandschnäpper und Wendehals sowie Vogelarten mit großen Raumansprüchen. Im Gebiet sind dies Rot- und Schwarzmilan.
Wiesen mit einer vielfältigen Krautschicht zur Nahrungssuche und einzelnen höheren Strukturen als bodennahe Ansitzwarten wie Staudensäume oder Büsche, bieten dem Braunkehlchen hervorragende Lebensbedingungen. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Braunkehlchen in Deutschland insgesamt stark zurückgegangen. Ein Hauptgrund hierfür ist die Intensivierung in der Landwirtschaft. Die Jungvögel der am Boden brütenden Art verlassen erst in der zweiten Junihälfte ihre Nester. Wird jedoch die erste Mahd bereits auf Mai vorverlegt, werden viele Nester vor dem Ausflug des Nachwuchses zerstört. Dies führt über Jahre hinweg zu einer stetigen Schwächung des Bestandes.
Kulturlandschaft erhalten
Das Überleben des Braunkehlchens sowie der anderen im Gebiet vorkommenden Arten hängt von einem ausgewogenen Management der Landschaft ab. Neben einer angepassten Nutzung der Mageren Flachland-Mähwiesen sind auch der Erhalt und die Pflege von Hecken und Streuobstbeständen ein wichtiger Aspekt. Diese Landschaftselemente sind wichtige Teillebensräume beispielsweise von Wendehals, Neuntöter und Grauspecht. Einige Arten finden hier nicht nur ein vielfältiges Nahrungsangebot, sondern nutzen den Schutz der Gehölze auch zur Aufzucht der Jungen.
Natura 2000 hat das Ziel, ausreichend große Flächen mit entsprechenden Lebensräumen durch gezielte Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen zu erhalten oder zu verbessern. Hier sind Naturschutzverwaltung und Landnutzer aufgerufen, gemeinsam Lösungen zu finden. Dies geschieht im beidseitigen Dialog. Für die Umsetzung stehen den Landbewirtschaftern Förderprogramme des Vertragsnaturschutzes zur Verfügung.