Blick von oben auf den Fluss Argen im Abschnitt 1. Man sieht den geschwungenen Verlauf durch das Tal

Abschnitt 1: Oberhalb Brücke Scherrichmühlenweg, Bereich „Hinteres Ebnet“

Ausgangssituation

Der ca. 850 m lange Fließbereich stellt innerhalb der gesamten bearbeiteten Gewässerstrecke eine Besonderheit dar, da er noch die gesamte Wassermenge der Argen abführt und auch die volle Dynamik aufweist.

Sein Verlauf hat sich in den letzten 200 Jahren nicht wesentlich verändert. Das liegt daran, dass die Argen schon vor 200 Jahren durch die Menschen in eine Art Korsett gequetscht wurde und somit jegliche Möglichkeit zur Selbstentwicklung genommen wurde. Neben dem Einbau von stauenden Querbauwerken zur Flussregulierung wurden die Ufer mit massiven Steinen, dichten Bäumen und Sträuchern gesichert.

So stellte sich auch die Ausgangssituation für die Renaturierung dar: Das Flussbett der Argen war auf der gesamten Strecke sehr eingeengt. Rückzugsräume für Tiere fehlten.

So präsentiert sich die Argen heute!

Da der Gewässerabschnitt außerhalb des Ortes liegt, sind hier vor allem Maßnahmen geplant, um die Argen sich selbst zu überlassen – eine sogenannte eigendynamische Entwicklung. Die Flächen, die für die Wiederherstellung der natürlichen Zustände und für eine Ausweitung des Flusses benötigt werden, wurden von der Stadt Wangen erworben.

Viele der bestehenden harten Ufersicherungen wurden entfernt. Das dabei anfallende Material wurde für den Bau von Störsteingruppen oder Buhnen verwendet, um eine naturnahe Struktur im Flussbett zu schaffen.

 

Ein zentraler Schwerpunkt im oberen Abschnitt ist die Schaffung einer Aue. In diesem Bereich darf die Argen nun häufig über ihre Ufer treten. Der bestehende Bewuchs am Ufer blieb größtenteils erhalten, insbesondere die direkt am mittleren Wasserspiegel wachsenden Gehölze.

An den Stellen, an denen es gewünscht wird, dass sich das Wasser weiter in das Ufer graben kann, wurden Ufergehölze entfernt, die ansonsten die Böschung stabilisieren. Wichtige Bäume als Lebensraum werden aber immer geschützt.

Das bestehende Stauwehr wurde mittels einer zweigeteilten Rauen Rampe wieder fischdurchgängig gestaltet.

Sie wurde so konstruiert, dass sowohl kleine, etwa fingergroße Fischarten wie der Strömer (siehe Bild) als auch die Seeforelle, die über einen Meter groß werden kann, wieder ungestört auf- und abwandern können.

In einem Abschnitt des Flusses wird die Strömung mit Hilfe von Buhnen gezielt in Richtung des linken Ufers gelenkt. Durch das Auftreffen des Wassers auf das Ufer wird Boden aus- und weggespült. So entsteht ein Steilhang, der besonders beim Eisvogel beliebt ist.
Das Ufer verbreitert sich und es entstehen Strömungsbereiche mit größerer oder geringerer Fließgeschwindigkeit. Das ist wichtig, weil verschiedene Fischarten in ihren verschiedenen Lebensstadien viele verschiedene Ansprüche an ihre Lebensräume haben.

Komplett ungestört weiterentwickeln darf sich die Argen allerdings nicht. Entlang des nach hinten verlegten Fußweges wurde eine sogenannte schlafende Ufersicherung verbaut. Sie heißt deshalb schlafend, weil sie sich unter der Erde befindet und momentan nicht zu sehen ist. Dazu wurde in einem Graben Steine aufgeschüttet und mit Erde bedeckt. Gräbt sich der Fluss nun weiter ein, dann gelingt ihm dies nur bis zu diesen Steinbefestigungen. Danach ist keine weitere Eigendynamik des Flusses möglich.