Die Argen aus der Vogelperspektive - man blickt auf die gesamte Renaturierungsmaßnahme mit Kiesflächen und Buhnen

Abschnitt 6: Bereich Erba-Gelände

Ausgangssituation

Der 750 Meter lange Abschnitt liegt vollständig in der Ortsrandlage. Der gesamte Fließbereich ist tief eingeschnitten, sehr geradlinig und gleichbreit. Die steilen Böschungen sind stark befestigt. Entlang der gesamten Gewässerstrecke befindet sich fast durchgehend direkt an der Böschungsoberkante ein Weg, der die Gewässerentwicklung vollständig begrenzt. Der Gehölzsaum ist auch hier auf die Böschungen begrenzt. Einen etwas breiteren Gehölzgürtel gab es nur linksufrig dort, wo die bewaldete Hangkanten an das Gewässer rückte.

Eine große Chance für eine eigendynamische Gewässerentwicklung bestand linksufrig, weil hier ein ausgedehntes Wiesengelände vorhanden ist und die Grundstücke von der Stadt Wangen im Zuge der Landesgartenschauerworben wurden.

So präsentiert sich die Argen heute!

Aufgrund der großen Potentials am linken Ufer ist das Ziel hier eine eigendynamischen Entwicklung des Gewässers zu initiieren. Das rechte Ufer wurde mit 12 großen Steinbuhnen versehen, welche die Strömung wirksam in die Flussmitte leiten und damit die Uferböschungen vor Erosion schützen.

Nach dem neuen Steg wurde am Beginn des Abschnittes die Argen aufgeweitet und Bereiche abgeflacht. Auf den neuen, flachen Böschungen fanden keine Ansaaten oder Pflanzungen statt. Stattdessen wurden Transplantate als „biologische Impfungen“ ausgebracht. Dabei wurden aus einem benachbarten Naturschutzgebiet kleinere, bewachsene Bodenstücke (Soden) herausgenommen und in die Böschungen eingebracht. Die Vielfalt des Naturschutzgebietes kann sich so auf der Böschung ausbreiten.

Die Maßnahme wurde in Abstimmung mit der Naturschutzverwaltung durchgeführt. Dem Naturschutzgebiet entsteht durch die nur kleinflächigen Entnahmen kein Schaden. Die für die Abflachungen zu rodenden Gehölze konnten größtenteils für Sicherungen oder Strukturbauwerke, wie zum Beispiel Holzbuhnen, Fischunterstände oder als Eidechsenhabitateverwendet werden.

Im Bereich der leichten Linksbiegung wurde der Lauf der Argen verlegt. Dazu wird ein Teil des heutigen Argenverlaufs verfüllt und das neue Außenufer stabil verbaut. Hierzu wurde einen Kombination aus verschiedenen ingenieurbiologischen Bauweisen mit Pflanzen, Holzstämmen oder Geotextilgeweben gewählt.Zusätzlich wurden in die Gewässersohle Steinbuhnen und hufeisenförmige Störsteingruppen eingebaut, welche die Ausbildung von Rückzugsräumen in den ruhigeren Gewässerbereichen hinter den Steinen fördern.

Hinter der neuen Argenquerung wurde das rechte Ufer wurde großzügig abgeflacht, ebenfalls nur „biologisch geimpft“ und ansonsten der Dynamik überlassen. Aufgrund der gewonnenen Gewässerbreite wird sich hier ein flach ausstreichendes Kiesufer entwickeln.

Nach der neuen Argenquerung erfolgt eine Schlüsselstelle für die Argendynamik! Dazu wurde eine rechtwinklige Verschwenkung des Flusses nach rechts initiiert. Das Außenufer verbleibt als steil abgegrabenes und ungesichertes Steilufer. Dieses dient zukünftig auch als Brutstätte des Eisvogels. Zur zusätzlichen Förderung/Unterstützung von Ufererosionen wurden mehrere Buhnen direkt am Außenufer eingebaut, welche durch Lenkung der Strömung auf das Ufer die Erosion dort verstärken sollen. Das Innenufer verbleibt sehr flach.