Blick auf Hänge am Hirschauer Berg

Spitzberg, Pfaffenberg, Kochartgraben, Neckar (FFH 7419-341) Kochartgraben und Ammertalhänge (SPA 7419-401)

Charakteristik

Das FFH-Gebiet »Spitzberg, Pfaffenberg, Kochhartgraben und Neckar« liegt in den Naturräumen »Obere Gäue« und »Schönbuch und Glemswald«. Von den insgesamt 846 ha sind 17 Prozent als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Das 54 ha große Vogelschutzgebiet »Kochhartgraben und Ammertalhänge« ist zugleich FFH und Naturschutzgebiet.

Die beiden Natura 2000 Gebiete erstrecken sich im Landkreis Tübingen über die Gemeinden Ammerbuch, Rottenburg am Neckar und Tübingen.

Landschaftlich geprägt werden sie vor allem durch Trockenund Halbtrockenrasen, extensiv genutzte Wiesen und Streuobstbestände. Bedeutsam sind die Gebiete nicht nur aus naturschutzfachlicher, sondern auch aus kulturhistorischer und geowissenschaftlicher Sicht. So befinden sich im Bereich der Schutzgebiete unter anderem die »Wurmlinger Kapelle«, historische Weinberge sowie stillgelegte Gips und Sandsteinbrüche.

Kontakt

Regierungspräsidium Tübingen

Referat 56
Jürgen Jebram
07071 757-5323
juergen.jebram@rpt.bwl.de

Die Grafik zeigt drei Pfeile mit Text : Managementplan (MaP) geplant, MaP aktuell, MaP fertiggestellt. MaP fertiggestellt ist rot umrandet - Hinweis, dass es sich hier um ein fertiggestelltes Verfahren handelt.

Hirschkäfer-Männchen krabbelt über einen Ast

FFH-Gebiet 7419-341 Spitzberg, Pfaffenberg, Kochhartgraben und Neckar

FFH-Lebensraumtypen

Der größte Flächenanteil der FFH-Lebensraumtypen entfällt auf die Mageren Flachland-Mähwiesen. Typische Arten dieser blumenbunten Wiesen sind Margerite, Ackerwitwenblume und Wiesen-Salbei. Vor allem in wärmebegünstigten, trockenen Hanglagen sind artenreiche Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden ausgebildet.

Weitere Lebensraumtypen im Gebiet sind Kalk-Pionierrasen sowie Kalk- und Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation. Die hier lebenden Pflanzen und Tiere müssen mit extremen Bedingungen, wie hohen Temperaturen und Wassermangel, zurechtkommen.

FFH-Arten

In den wärmebegünstigten Wäldern des FFH-Gebiets lebt der Hirschkäfer, einer der größten und auffälligsten Käfer Europas. Charakteristisches Merkmal der bis zu 7,5 cm langen Männchen ist ihr extrem kräftiger, geweihartiger Oberkiefer. Die Weibchen sind wesentlich kleiner und unscheinbarer. Den Großteil seines Lebens verbringt der Hirschkäfer als Larve in morschen Wurzelstöcken. Je nach Qualität des Holzes dauert die Larvenentwicklung drei bis acht Jahre. Die Flugzeit der braunschwarzen Käfer erstreckt sich von Ende Mai bis Mitte August.

Wanderfalke im Flug über eine Winterlandschaft

Vogelschutzgebiet 7419-401

Kochhartgraben und Ammertalhänge

In den nicht mehr genutzten Steinbrüchen im Vogelschutzgebiet brütet der Wanderfalke. Seine Bestände gingen in den 1950er und 60er Jahren aufgrund des Umweltgifts DDT deutschlandweit auf nur 50 Brutpaare zurück. In Süddeutschland überlebte ein kleiner Restbestand dank intensiver Artenschutzbemühungen. Seit damals sind die Individuenzahlen wieder gestiegen. Da ein großer Anteil des bundesweiten Brutbestandes der Art in Baden-Württemberg vorkommt, trägt das Land eine besondere Verantwortung für ihren Erhalt.

Zu den Beutetieren des Wanderfalken gehören vor allem Kleinvögel und Tauben. Die schroffen Felsen in den Steinbrüchen bieten ihm eine ideale Ansitzwarte für die Jagd. Bei seinen Sturzflügen auf eine potenzielle Beute kann er Geschwindigkeiten von 300 km/h und mehr erreichen. Der Wanderfalke ist der größte einheimische Falke in Deutschland, wobei das Weibchen deutlich größer ist als das Männchen.

Kulturlandschaft erhalten

Einen für den Naturschutz sehr wertvollen Lebensraum stellen die Kalk-Magerrasen dar. Entstanden sind diese nährstoffarmen Standorte meist durch jahrhundertelange extensive Beweidung oder Mahd. Viele konkurrenzschwache Arten, wie z. B. der Deutsche Enzian oder die Gewöhnliche Kuhschelle, sind auf diese offenen Standorte angewiesen. Sie und viele andere Arten verschwinden, wenn die Nutzung intensiviert oder aufgegeben wird. Daher ist die Fortführung einer extensiven Bewirtschaftung wichtig.

Wie die Kalk-Magerrasen besitzen die v. a. um den Spitzberg gelegenen alten Weinberge nicht nur eine Bedeutung für den Naturschutz. Als Zeugen früherer Wirtschaftsweisen haben sie neben ihrem landschaftsästhetischen Reiz auch einen kulturhistorischen Wert. Die Trockenmauern in den Weinbergen prägen das Landschaftsbild und sind Lebensraum für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Um die Verwitterung dieses kulturhistorischen Erbes zu verhindern, werden regelmäßig Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.

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