In den vergangenen Wochen hat das Kartier-Team des Artenschutzprogramms des Regierungspräsidiums Karlsruhe Zählungen zum Bestand der Bachmuschel im Laufbach bei Bühl durchgeführt. Die Ergebnisse liegen nun vor und sind deutlich positiver ausgefallen als erwartet: es konnten insgesamt mehr als 120 lebende Bachmuscheln, auch bekannt als Gemeine Flussmuscheln (wissenschaftlicher Name: Unio crassus), gezählt werden. Diese Zahlen zeigen, dass sich die ehrenamtlichen Einsätze der Feuerwehr während des trockenen Sommers im Vorjahr gelohnt haben.
Der Laufbach zwischen Unzhurst und Oberbruch ist seit den 1980er Jahren ein wertvoller Überlebensraum für die Bachmuschel. Infolge von Gewässerausbau und Wasserverunreinigung verschwand sie in den fünfziger bis siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts fast unbemerkt immer weiter aus Deutschland und ganz Europa und war vom Aussterben bedroht. Früher in fast jedem Niederungsgewässer vorhanden, kommt sie heute im Regierungsbezirk Karlsruhe nur noch in sehr wenigen Bächen und meist auch nur in sehr geringer Dichte vor. Das Regierungspräsidium Karlsruhe engagiert sich daher im Rahmen eines speziellen Artenschutzprogramms für den Erhalt dieser heimischen Tierart.
Bei Untersuchungen im Jahr 2017 wurde der Bestand im Laufbach bei Bühl auf mehr als 1.200 Muscheln geschätzt. Die Hitze und monatelange Dürre im Sommer 2018 führten allerdings dazu, dass der Laufbach zwischen Unzhurst und seiner Mündung in den Sulzbach unterhalb von Oberbruch über Monate ausgetrocknet war. Kurzzeitig übersteht die Bachmuschel ein Austrocknen ihrer Wohngewässer. Sie gräbt sich in den Schlamm ein und kann dort zwei- bis vierwöchige Trockenphasen überdauern. Spätestens wenn der Schlamm anfängt Trockenrisse zu zeigen, wird es für Bachmuscheln jedoch lebensbedrohlich. Im Sommer 2018 verendeten daher zahlreiche Tiere im Laufbach.
Als die Artenschützer die Situation bei einer Routinekontrolle im August 2018 erkannten, wurden etwa 50 oberflächennah sitzende Bachmuscheln direkt geborgen und in ein benachbartes Gewässer umgesiedelt. Parallel dazu übernahm das Regierungspräsidium Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Unteren Wasserbehörde die Koordination von Sofortmaßnahmen. Bereits am nächsten Tag pumpte die Freiwillige Feuerwehr Bühl, deren Kommandant Günter Dußmann dafür seinen Sommerurlaub unterbrach, Wasser in das ausgetrocknete Bachbett. Der Betriebshof der Gemeinde Rheinmünster sowie der Bauhof der Gemeinde Bühl führten am Folgetag zusätzliche lokale Bewässerungen des Laufbachs durch. Damit konnte ein weiteres Sterben der Bachmuschelpopulation abgewendet werden. Im Verlauf der Trockenphase waren nochmals zwei Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Bühl notwendig, um zumindest einen gewissen Restwasserstand im Laufbach rund um die Ortslage Oberbruch zu sichern. Die aktuellen Zahlen belegen nun, dass die zwei bis sechs Jahre jungen Muscheln sich in den kleinen Restbereichen konzentrieren und dort überleben konnten.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe und die zuständigen Artenschützer sind allen beteiligten Personen und Institutionen ausgesprochen dankbar für ihren Einsatz und hoffen, dass diese Erfolgsgeschichte Beispielcharakter hat und dazu motiviert, in ähnlichen Fällen ebenso beherzt zu handeln.
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