Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Das langjährige Brutpaar des Großen Brachvogels in der Sasbacher und Laufer Mark (Gemeinden Sasbach und Lauf) innerhalb des Vogelschutzgebiets „Acher Niederung“ hat in diesem Jahr erfolgreich gebrütet. Drei Jungvögel wurden Mitte Juni flügge und verlassen bald das Brutgebiet in Richtung ihrer Winterquartiere.
„Dies ist ein toller gemeinsamer Erfolg aller Beteiligten vor Ort“, betont Sebastian Olschewski, zuständig für das Artenschutzprogramm Vögel beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Der Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Art in der Sasbacher und Laufer Mark ist nur durch die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sasbach, der Verwaltung des Ortsteils Obersasbach, den beteiligten Landwirten und Jägern sowie der Stadt Bühl möglich.
„Unser Dank gilt allen beteiligten Akteuren vor Ort, vor allem aber auch dem Modellflugverein Bühl-Moos“, so Olschewski. Während der Brutsaison war zur Vermeidung von erheblichen Störungen eine Einschränkung des Flugbetriebs erforderlich, da sich das Nest des Brutpaares sehr nahe am Flugplatz befunden hatte. „Wir sind aktuell im Gespräch mit dem Modellflugverein wie auch mit der Stadt Bühl, um die Belange des Vogelschutzgebiets mit den Interessen des Vereins in Einklang zu bringen“, berichtet Olschewski.
Im Vogelschutzgebiet „Acher-Niederung“ waren in den letzten Jahren 4-5 Reviere des Großen Brachvogels besetzt, wovon in diesem Jahr lediglich zwei brüteten. Das Überleben der Art ist von intensiven Schutzmaßnahmen abhängig, die im Rahmen des Artenschutzprogramms vom Land Baden-Württemberg gemeinsam mit den lokalen Akteuren durchgeführt werden.
Hintergrundinformationen zum Großen Brachvogel
Der Große Brachvogel (Numenius arquata) ist der größte einheimische Vertreter der Familie der Schnepfenverwandten. Der gut haushuhngroße, langbeinige aber unscheinbar gefärbte Vogel mit dem langen nach unten gekrümmten Schnabel bevorzugt als Bodenbrüter offene Wiesenlandschaften als Brutlebensraum. Seine Bestände sind in ganz Mitteleuropa in den letzten 50 Jahren aufgrund von Lebensraumentwertung stark zurückgegangen. Aktuell umfasst der baden-württembergische Brutbestand nur noch rund 40 Revierpaare, bundesweit werden 3.700-5.000 Revierpaare geschätzt. Die Art wird in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs wie auch bundesweit als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Art im globalen Maßstab aufgrund von Bestandsrückgängen in den Kernbrutgebieten bereits als potenziell gefährdet ein.
Hintergrundinformationen zum Artenschutzprogramm Baden-Württemberg
Das Artenschutzprogramm Baden-Württembergs, verankert in § 39 des Landesnaturschutzgesetzes (NatSchG), ist ein wichtiges und besonders reaktionsschnelles Instrumentarium des Landes zum Schutz und Erhalt stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Es ist damit von zentraler Bedeutung für die biologische Vielfalt im Land.
Ziel des Artenschutzprogramms ist es, vom Aussterben bedrohte und hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie solche Arten, für die das Land eine besondere Verantwortung hat, im Bestand zu stabilisieren und zu fördern. Durch intensive Betreuung, Absprache mit Grundstückseignern und -bewirtschaftern, Abschluss von Extensivierungs- und Pflegeverträgen sowie spezielle Pflege der Standorte konnte und kann das Überleben zahlreicher vom Aussterben bedrohter Populationen gewährleistet werden.
Weiterführende Informationen zum Vogelschutzgebiet „Acher-Niederung“:
udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/map/default/index.xhtml
www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/map-endfassungen-uebersicht/-/document_library_display/prdUzm8TLK80/view/302092
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